Artikel in der SAAT zum Volksgarten, Deutschstunde und der Kreuzkirche

Im Grazer Volksgarten haben sich immer schon viel Menschen mit unterschiedlichsten Interessen aufgehalten. Der offensichtliche Drogenhandel hat diesen an sich schönen Park zum sozialen Brennpunkt werden lassen. Junge Männer – überwiegend afghanische Migranten – sind nun ins öffentliche Blickfeld geraten. Sie verbringen ihre Tage und Abende dort und warten arbeitslos auf einen positiven Asylbescheid. Die Anrainer sind unzufrieden. Der Ruf nach mehr Polizei und Kameras ist laut geworden.

Ganz anders ist nun mit der „Volksgartendrehscheibe“ ein großer Schritt in Richtung Entspannung gelungen: Die evangelische Pfarrgemeinde der Kreuzkirche und die Stadt Graz mit dem Verein Sicher Leben hat sich der Situation angenommen. Ziel: Der Kontakte zu den Asylsuchenden herzustellen. "Es ist unglaublich, wie dankbar Migranten sind, wenn sie im fremden Land Hilfe bekommen", sagt der Pfarrer der Kreuzkirche, Paul G. Nitsche, über den Erfolg der neuen Plattform. Ursprünglich ging es darum, den jungen Asylsuchenden Jobs zu vermitteln – aber ohne Deutschkenntnisse ist das kaum möglich. Also haben die beiden Mitarbeiter der Volksgartendrehscheibe begonnen, sich um Deutschkurse zu kümmern. Weil die Finanzierung der Kurse schwierig war, haben sie an der Universität Graz nach Studenten gefragt, die Migranten ehrenamtlich Deutsch und Englisch beibringen. „Die Rückmeldungen waren überwältigend. Es haben sich unglaublich viele gemeldet um bei diesem sozialen Projekt in ihrer Freizeit mitzuhelfen.“ Den Raum dafür stellt Pfarrer Nitsche gerne zur Verfügung. Inzwischen gibt es rund 50 TeilnehmerInnen für die Deutschkurse am Montag- und Mittwochnachmittag im Areal der Pfarrgemeinde. „Die Migranten sind motiviert und kommen mit Zetteln und Fragen, denn sie wollen sich hier verständigen können.“ Der Erfolg der Kurse zeigt sich auch daran, dass im Volksgarten während der Deutschkurse kaum noch Migranten anzutreffen sind.

Begonnen hat alles vor Monaten mit einem Besuch im Rathaus. Pfarrer und Mitarbeiter der Pfarrgemeinde haben den Bürgermeister gefragt, was die evangelische Pfarrgemeinde für die Stadt beitragen kann. „Eure Kirche ist doch direkt am Volksgarten?“, hat Bürgermeister Nagl zurückgefragt. Und schon war ein Betätigungsfeld für eine Zusammenarbeit gefunden.

Bei aller Freude über den Erfolg dieses Projekts bilanziert Pfarrer Nitsche: „Wir sind nicht als Bittsteller, sondern mit protestantischem Selbstbewusstsein aufgetreten. Als Teil der Stadt haben wir unsere Hilfe angeboten. Dass daraus so viel geworden ist, darin meine ich auch das helfende Handeln Gottes zu erkennen.“

 

Text: Marco Uschmann
Bilder: Sylvia Marija Hurynowicz